Lagerhierarchie

Zentrale Begriffe

In diesem Abschnitt werden die Begriffe „Lagerhierarchie“ sowie „Macht und Rollen“ erläutert.


Diese Konzepte sind entscheidend für das Verständnis der sozialen Strukturen und Machtverhältnisse, die im Laufe der Geschichte entstanden sind.


Es ist wichtig, sich der historischen Konnotationen bewusst zu sein, insbesondere in Bezug auf die diskriminierende Sprache, die während des Nationalsozialismus verwendet wurde.



Durch das Durchstreichen bestimmter Begriffe in den Wandtexten wird auf deren problematische Verwendung hingewiesen. Diese Begriffe werden hier ausschließlich im historischen Kontext behandelt und sollten im heutigen Sprachgebrauch vermieden werden.

  • Was ist Lagerhierarchie?

    Die Lagerhierarchie beschreibt die strukturelle Organisation innerhalb von Lagern, insbesondere in Bezug auf Machtverhältnisse und soziale Rollen. Diese Hierarchien hatten oft tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben der Insassen.
  • Welche Rolle spielen Macht und Rollen?

    Macht und Rollen sind zentrale Elemente, die das Verhalten und die Interaktionen innerhalb von Gemeinschaften und Institutionen prägen. Sie beeinflussen, wie Individuen wahrgenommen werden und welche Möglichkeiten ihnen offenstehen.
  • Warum sind historische Begriffe problematisch?

    Einige Begriffe, die in der Vergangenheit verwendet wurden, tragen eine belastete Geschichte und sind mit Diskriminierung und Propaganda verbunden. Es ist wichtig, diese Begriffe kritisch zu betrachten und ihren Gebrauch zu vermeiden.
  • Wie wird mit diesen Begriffen in der Ausstellung umgegangen?

    In der Ausstellung werden diese Begriffe durchgestrichen dargestellt, um auf ihre problematische Verwendung hinzuweisen. Dies soll das Bewusstsein für die historische Verantwortung schärfen.
  • Was können Besucher lernen?

    Besucher der Ausstellung haben die Möglichkeit, sich mit der Geschichte des Klosters und den damit verbundenen sozialen Strukturen auseinanderzusetzen. Dies fördert ein tieferes Verständnis für die Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart.

Asoziale:r

Die Bezeichnung Asoziale:r betraf eine nicht eindeutig definierte Gruppe und diente Nationalsozialist:innen dazu, Menschen auszugrenzen und willkürlich zu verhaften, weil deren Verhalten von vermeintlichen gesellschaftlichen Normen abwich. Zu dieser Gruppe wurden unter anderem Bettler:innen, Landstreicher:innen, Arbeitslose, Sexarbeiter:innen, Alkohol- und TBC-Kranke, säumige Unterhaltszahler:innen, Zuhälter, Homosexuelle aber auch viele Sinti:zze:zze und Rom:nja gezählt. Ihr Status als Opfer der Nationalsozialist:innen wurde erst 2020 offiziell anerkannt.


Berufsverbrecher:in (Lagerjargon), befristeter Vorbeugungshäftling, BV

Die Bezeichnung Berufsverbrecher:in wurde in den 1920er Jahren von Kriminalisten eingeführt und später von den Nationalsozialisten zur systematischen Verfolgung genutzt. Sie definierten den Begriff für Personen, die innerhalb von fünf Jahren mindestens dreimal zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten oder mehr verurteilt wurden, vor allem bei finanziellen Delikten. Diese Einstufung ermöglichte ihre „vorbeugende Haft“ und die Einweisung in Konzentrationslager.


Hauptscharführer

Hauptscharführer war ein SS-Dienstgrad, vergleichbar mit dem Oberfeldwebel der Wehrmacht, mit Führungsaufgaben in der Waffen-SS und Sicherheitsbehörden.


Hierarchie

Hierarchie bezeichnet eine klar strukturierte Rangordnung in Organisationen oder sozialen Systemen. Sie tritt in Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Militär auf, wobei genau festgelegt ist, wer wem Anweisungen erteilen darf und welche Aufgaben jeder übernimmt. Diese Struktur spiegelt das bestehende Machtgefälle wider: Höhergestellte Personen haben Entscheidungsbefugnis, während untergeordnete Ränge deren Weisungen befolgen müssen. Die NSDAP war eine Partei mit straffer hierarchischer Organisation.


Kapo

Kapos waren Funktionshäftlinge in Konzentrations- und Außenlagern der NS-Diktatur. Ein Kapo war für die Überwachung der Gefangenen bei der Zwangsarbeit und die Durchsetzung von Ordnung und Regeln zuständig.


Konzentrationslager, KZ, KL (offizielle SS-Abkürzung)

Konzentrationslager dienten der NS-Diktatur zur Inhaftierung, Misshandlung und Ausbeutung politischer Gegner:innen und diskriminierter Minderheiten. Die ersten Konzentrationslager erfüllten den Zweck der Ausschaltung von politischen Gegner:innen. Sie wurden ab 1934 von der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) zentral verwaltet. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Gefangene der Konzentrationslager verstärkt zur Zwangsarbeit vor allem in der Kriegsindustrie eingesetzt. Die Häftlinge lebten unter unmenschlichen Bedingungen, bekamen wenig Essen und mussten schwer arbeiten. Tausende starben an Hunger, Erschöpfung, Krankheiten oder an den Folgen von Misshandlungen. Einige Konzentrationslager in den besetzten Gebieten in Osteuropa waren gleichzeitig Vernichtungslager.


Lagerälteste:r

Ein:e Lagerälteste:r war ein Funktionshäftling in Konzentrations- oder Außenlagern während der NS-Diktatur, der als Vertreter des Lagers gegenüber der SS auftrat und eine Doppelstellung als Gefangener und Täter einnahm. Lagerälteste waren verantwortlich für die interne Verwaltung und die Organisation des Lagers.


Lagerschreiber:in

Ein:e Lagerschreiber:in war ein Funktionshäftling in Konzentrations- und Außenlagern während der NS-Diktatur. Lagerschreiber:innen verwalteten und dokumentierten den Lageralltag.


NN-Gefangene, Häftling der Aktion „Nacht und Nebel“

NN-Gefangene waren Opfer des sogenannten Nacht-und-Nebel-Erlasses, den Adolf Hitler am 07. 12.1941 erließ. Dieser Erlass zielte darauf ab, Widerstandskämpfer:innen aus besetzten Gebieten heimlich nach Deutschland zu verschleppen, ohne dass ihre Angehörigen über ihren Verbleib informiert wurden. Die Gefangenen wurden entweder von Sondergerichten abgeurteilt oder blieben ohne Verfahren in Haft. Ihr spurloses Verschwinden sollte abschreckend wirken und weiteren Widerstand verhindern. Viele NN-Häftlinge wurden in Konzentrationslagern interniert.


Nationalsozialismus, nationalsozialistisch, Nationalsozialist:in, Nationalsozialist:in, NS

Nationalismus ist eine Ideologie, bei der vertreten wird, dass die eigene Nation beziehungsweise der eigene Staat besser und wichtiger sei als andere. Diese Idee ist oft mit aggressivem Auftreten verbunden, weshalb Nationalismus eine Gefahr für andere Staaten sein kann. Die Nationalsozialist:innen vertraten einen starken Nationalismus.



Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, NSDAP

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde 1919 gegründet und war eine der wichtigsten politischen Kräfte der Weimarer Republik und ab 1933 die einzige Partei im Deutschen Reich. Die Partei war streng hierarchisch geordnet und an ihrer Spitze stand ab 1921 Adolf Hitler. Sie vertrat den Nationalsozialismus mit seiner antisemitischen, rassistischen und nationalistischen Ausrichtung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die NSDAP 1945 verboten.


Rassismus, rassistisch, Rassist:in 

Rassismus ist eine Ideologie, die besagt, dass es bei Menschen verschiedene Rassen gebe. Diese werden dabei durch bestimmte biologische oder kulturelle Merkmale voneinander abgegrenzt. Wissenschaftler:innen bestätigen, dass die Erfindung von Rassen falsch ist. Auf Grundlage dessen wird behauptet, dass sie einen unterschiedlichen Wert hätten. Eine rassistische Haltung führt dazu, dass Menschen ausgegrenzt, benachteiligt oder sogar misshandelt werden. Rassismus war ein zentrales Konzept im Nationalsozialismus. Dort wurden Deutsche zur Rasse der Arier:innen gezählt, die als überlegene Rasse angesehen wurde, die über anderen wie Juden:Jüdinnen oder Sinti:zze:zze:zze und Rom:nja stehen würden.


Rotspanier:in

Rotspanier war eine Bezeichnung der NS-Propaganda für spanische Antifaschisten, die nach dem Spanischen Bürgerkrieg ins Exil gingen. Viele wurden während des Zweiten Weltkriegs zur Zwangsarbeit in der Kriegswirtschaft wie u.a. dem Bau des Atlantikwalls gezwungen.


Schutzhaft, Schutzhäftling

Schutzhaft bezeichnet eine Gefangenschaft, die ohne vorheriges Gerichtsurteil und auf unbestimmte Zeit verhängt wurde. Betroffen waren politische Gegner:innen und andere Menschen, die von den Nationalsozialist:innen missbilligt wurden. Die Schutzhäftlinge wurden willkürlich verhaftet und oft in Konzentrationslager deportiert. Die Schutzhaft ist ein Mittel der Unterdrückung der Bevölkerung.


Sicherungsverwahrte, Sicherheitsverwahrte, SV

Sicherungsverwahrte waren Personen, die im Nationalsozialismus aufgrund der Sicherungsverwahrung (Maßnahme ab 1933 zur fortgesetzten Inhaftierung „gefährlicher“ Personen, oft aus politischen oder ideologischen Gründen) dauerhaft festgehalten wurden. Diese Maßnahme diente der Ausschaltung unerwünschter Personen und war ein Instrument staatlicher Willkür.


SS, Waffen-SS

Als Waffen-SS wurde der militärische Kampfverband der SS, zu dem organisatorisch auch die SS-Totenkopfverbände gehörten, bezeichnet. Während des Zweiten Weltkriegs unterstanden Teile der Waffen-SS dem Oberbefehl der Wehrmacht und kämpften an der Front. Sie fielen durch besondere Härte und Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung, gegen Kriegsgefangene und Widerstandskämpfer:innen auf.


SU-Kgf, Sowjetische Kriegsgefangene

SU-Kgf steht für sowjetische Kriegsgefangene, die nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 in großer Zahl gefangen genommen wurden. Viele wurden unter unmenschlichen Bedingungen in Lagern interniert, systematisch ausgebeutet und massenhaft getötet, insbesondere politische Funktionäre.


Untermensch

Untermensch ist eine diskriminierende Bezeichnung, die aus der rassistischen, nationalsozialistischen Ideologie stammt. Sie bezeichnet eine Rasse, die als weniger Wert und Arier:innen unterlegen angesehen wurde. Eine Einteilung von Menschen in Rassen ist heute wissenschaftlich widerlegt.


Unterscharführer

Unterscharführer war ein Dienstagrad der SS, der einem niedrigen Unteroffiziersrang entsprach. 


Zigeuner:in

Die Bezeichnung Zigeuner:in wurde in der NS-Zeit für Sinti:zze und Rom:nja verwendet und diente der rassistischen Verfolgung. Sie galten als minderwertig und wurden erfasst, deportiert und ermordet. Heute wird der Begriff als diskriminierend betrachtet, und es wird die Verwendung der Eigenbezeichnung Sinti:zze und Rom:nja bevorzugt.